Heinz-Werner Klare

März 2002
Heinz-Werner Klare

Obwohl der am 12. 4. 1953 geborene Studiendirektor Heinz-Werner Klare im Warburger Krankenhaus das Licht der Welt erblickte, kann man ihn mit Fug und Recht als waschechten Bühner bezeichnen. Schließlich wuchs er in Bühne auf und hat auch heute noch seinen Wohnsitz im Heimatdorf. 
An seine ersten Schulerfahrungen mit dem Besuch der Grundschule Bühne von 1960 - 64 erinnert sich der stellvertretende Schulleiter des Warburger Hüffertgymnasiums noch genau:
"Die Verhältnisse waren damals ein wenig anders als heute. Es saßen ca. 60 Kinder des ersten und zweiten Schuljahres in einem Klassenraum und wurden im Rahmen der Binnendifferenzierung gemeinsam unterrichtet." Trotz dieser für Schüler und Lehrer erschwerten Bedingungen hat er gute Erinnerungen an seine Grundschulzeit. Seine Vorlieben für Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer bestanden schon und wurden durch die Schulzeit am Gymnasium Marianum von 1964 - 72 intensiviert. Zu seiner verkürzten 8-jährigen Gymnasialzeit (bedingt durch die Kurzschuljahre) merkt er an: "Es war in der damaligen Epoche nicht schwieriger als heute, nur eben vollkommen anders. Die Schule bereitete ihre Schüler ausschließlich auf das anstehende Studium vor und stellte keinen Bezug zur Lebenswirklichkeit her. Außerdem ging man in diesen Jahren kaum auf persönliche Befindlichkeiten der Schüler ein, redete diese nur mit dem Nachnamen an und reduzierte den Unterricht zum allergrößten Teil auf die reine Vermittlung des Lernstoffes." Auch die starke Hinwendung des humanistischen Gymnasiums jener Jahre zu den alten Sprachen Griechisch und Latein sieht Heinz-Werner Klare nicht unproblematisch: "Natürlich ist Latein sehr wichtig, um auch andere Sprachen zu verstehen. Der Erwerb gesprochener Sprachen wie Englisch, Französisch oder Spanisch wäre jedoch für die Schüler bestimmt hilfreicher gewesen."

Heinz-Werner Klare als Erstklässler 
1953

Im Laufe der letzten Gymnasialschuljahre verfestigte sich der Wunsch bei Heinz-Werner Klare, Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer zu werden. So studierte er von 1972 - 77 Mathematik und Wirtschaftswissenschaften an der Universität in Münster: "Das war eine harte Zeit, denn 80 Wochenarbeitsstunden waren die Regel", kommentiert er die jenseits der allgemeinen Vorstellungen vom lustigen Studentenleben liegenden Jahre. Seine erste Praxiserfahrung sammelte der Pädagoge schon während seiner Studienzeit, denn vom März 1974 an erteilte er am Hüffertgymnasium 4 - 10 Wochenstunden nebenberuflichen Mathematikunterricht, zunächst in einer 9. Klasse mit 38 Schülerinnen. Das erleichterte ihm den Einstieg in seine Referendarzeit, die von 1977 - 78 am Studienseminar in Detmold mit der Ausbildungsschule "Städtisches Gymnasium Brakel" durchgeführt wurde. An dieser Schule arbeitete er bereits an der Organisation der Oberstufe mit.
Da er das Hüffertgymnasium in Warburg durch seine nebenberufliche Arbeit gut kannte, war es kein Wunder, dass Heinz-Werner Klare 1978 seine erste Stelle als Studienrat z. A. dort antrat. Bereits im Jahre 1980 wurde er als Fachleiter für Sozialwissenschaften (Wirtschaftswissenschaft war am Gymnasium abgeschafft worden) an das Studienseminar Paderborn berufen. Hier bildete er bis 1987 Studienreferendare aus. 
Im Jahre 1986 wurde Heinz-Werner Klare dann zum stellvertretenden Schulleiter am Hüffertgymnasium ernannt, nachdem ihn seine Vorgängerin, Frau Ortmann, schon vorher in sein neues Aufgabengebiet eingeführt hatte. Das umfasst die Gesamtorganisation der Schule, Erstellung der Stunden- und Vertretungspläne, die Unterrichtsverteilung und die Kooperationsabsprache mit dem Gymnasium Marianum (gemeinsame Kurse der Oberstufe und Veranstaltungen). 
Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit beinhaltet seit 1985 seine Mitwirkung im Personalrat für Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien bei der Bezirksregierung Detmold (Vertretung der Lehrer des Gymnasiums gegenüber der Bezirksregierung, Beteiligung bei jeder personellen Angelegenheit, Stellenbesetzung, Zuweisung und Beförderung). Seit 4 Jahren ist Heinz-Werner Klare Vorsitzender des Personalrates. Voraussetzung für diese Tätigkeit ist die Mitarbeit im Philologenverband, in dem er seit ca. 15 Jahren mit kurzzeitigen Unterbrechungen als Vorsitzender des Bezirks Paderborn-Höxter mitwirkt.

Im Gespräch mit seiner Vorgängerin Frau Ortmann

Bei der Aufzählung all dieser arbeitsintensiven Aufgaben braucht man nicht besonders viel Fantasie, um sich auszumalen, dass für aufwendige Hobbys oder andere Nebenbeschäftigungen keine Zeit mehr zur Verfügung steht. 
Außer der Darstellung der wichtigsten Berufseckdaten nahm der Gesprächsaustausch mit Heinz-Werner Klare über aktuelle Schulprobleme und hier insbesondere über die Ursachen und Auswirkungen der PISA -Studie einen breiten Raum mit folgendem Ergebnis ein: Blinder Aktionismus und Schuldzuweisungen führen auf Dauer nicht zu Verbesserungen. Jede Gruppe muss sich selbst überprüfen und die Konsequenzen ziehen. Die Gesellschaft und die Politik sollten sich fragen, was ihr die Bildung wirklich wert ist. Es geht nicht an, dass man etwa bei dem Bau von Straßen von Investitionen spricht, während Aufwendungen für den Schulbereich als Kosten bezeichnet werden. Die PISA - Studie muss differenziert betrachtet werden. Bei der Überprüfung aller 15 - jährigen Schülerinnen und Schüler wurden die gleichen Fragen gestellt, obwohl die Kinder in verschiedenen Ländern wegen des unterschiedlichen Einschulungsalters unterschiedliche Klassen besuchen. Deshalb sollte die Einschulung in unserem Lande noch flexibler gestaltet werden und teilweise auch eher stattfinden. Ausländerkinder müssen integrationswillig sein. Ist das der Fall, sollten sie vor Beginn ihrer Zugehörigkeit zu deutschen Klassen in den Genuss eines verpflichtenden Deutschkurses kommen. Es macht keinen Sinn, von diesen Kindern bei der Studie sinnentnehmendes Lesen zu verlangen, wenn sie über Jahre hinweg deutsche Klassen besuchen, ohne die Chance zu erhalten, unsere Sprache von Anfang an systematisch zu erlernen.
Das Gespräch mit den Kindern schon weit vor Beginn der Schulzeit muss in unseren Familien wesentlich intensiver geführt werden, denn die Sprachauffälligkeiten nehmen dramatisch zu. Sprachtherapien können dieses Defizit nur mindern, aber nicht ursächlich beseitigen.
Die Lehrer sollten infolge der Ergebnisse nicht resignieren, sondern ständig für neue Wege offen sein.
Den Eltern als primärer Erziehungsinstanz mit für das Leben prägender Wirkung sollte ihr Auftrag bewusst sein. Hier dürfen nicht alle Probleme in die Schule verlagert werden. Kinder mit gravierenden Verhaltensstörungen nehmen in unseren Klassen drastisch zu. Trotz gewisser Vorteile der Ganztagsschule sollten die Eltern wissen, dass diese Einrichtung nicht zu dem Zweck geschaffen ist, ihren Erziehungsauftrag noch mehr an die Schule zu delegieren.

Im Urlaub am Chiemsee

Ein Wort zum Fernsehen. Kinder auf der ganzen Welt sehen zum Leidwesen der Pädagogen zu viel fern. Doch die Leseleistungen der Schüler kleinerer Länder (z. B. Finnland) sind einfach auch zum Teil deshalb besser, weil die Kindersendungen in der Originalsprache mit Untertiteln ausgestrahlt werden. Wollen die Kinder dort einen Film sehen und verstehen, sind sie automatisch motiviert. Das wäre eine Anregung für unsere Programmgestalter, auch einmal von dem für Kinder bequemen Weg der Synchronisation abzugehen.

Heinz Werner Klare, der 1992 geheiratet hat, ist jedenfalls froh, dass seine beiden Kinder die Bühner Grundschule besuchen. Er kann nicht verstehen, dass die Manroder Kinder der zweiten Generation nach dem Schulstreik nicht auch dorthin gehen. 

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