Heinz Krawinkel 

Dezember 2002

Wer könnte die Reihe "Bühner des Monats" besser abschließen als der am 5. September 1921 in Paderborn geborene Heinz Krawinkel? Er selbst betrachtete anfangs die geplante Darstellung seiner Person eher skeptisch: "Man sollte lieber über Leute schreiben, die im Zenit ihres beruflichen oder gesellschaftlichen Lebens stehen. Rentner oder Pensionäre, die nur über die Vergangenheit berichten können, sind für die Öffentlichkeit uninteressant." Tatsächlich? 
Unterhält man sich einmal mit ihm, so wird man schnell feststellen, dass gerade der Bühner des Monats Dezember nicht zu der Gattung auch wesentlich jüngerer Mitbürger zählt, für die beinahe jeder zweite Satz mit der Standardfloskel beginnt: "Wisst ihr überhaupt, früher war alles......" Heinz Krawinkel steht geistig und körperlich noch voll im Leben und besitzt ein auch aktuell fundiertes Allgemeinwissen mit einer großen Bandbreite. So war es nicht verwunderlich, dass ein Mensch wie er sich auch in seinem Alter noch den neuen Medien öffnete. Da mit der Anschaffung eines Computers sein Hunger nicht nur nach überregionalen Informationen beträchtlich war, sorgte er schließlich dafür, dass auch Bühne im Internet vertreten ist (Gästebuch: 5. 11. 2001).
Heinz Krawinkel kann, nur 3 Jahre nach der Beendigung des ersten Weltkrieges geboren, auf ein Jahrhundert zurückblicken, in dem er alle Höhen und Tiefen eines deutschen Lebens persönlich erlebte und authentisch darüber berichten kann:
"Weil mein Vater seine Mutter mit 9 Jahren und seinen Vater mit 12 Jahren verlor und durch eine schwere Verwundung von 1916 zu schwer behindert war, um seinen elterlichen Hof in Herste zu übernehmen, verlebte ich eine schöne Jugend in Paderborn.

 Jedoch war ich sehr beeindruckt von der wirtschaftlichen Not von 6 Millionen Arbeitslosen (Frau Nixdorf erhielt mit 7 Kindern nach dem Tod ihres Mannes 17,50 RM. Meine Eltern zahlten für uns Kinder als Schulgeld monatlich 20 RM).
Mein Vater und auch ich wurden von der Gestapo mehrfach bedroht wegen unserer Tätigkeit im kirchlichen Geschehen." 
Nach dem Abitur am Gymnasium Theodorianum 1940 verbrachte er fünf Blütejahre seines Lebens im Krieg. Schreckliche Erlebnisse waren für ihn u. a. einmal die Zerstörung Hamburgs im Juli 1943, sowie die Schlacht an den Seelower- Höhen im April 1945 (offiziell 30 000 gefallene Russen; die Anzahl der gefallenen Deutschen blieb unbekannt). 1948 heiratete er Erika Krull und bewirtschaftete gemeinsam mit seinem Schwager Klaus sehr erfolgreich den Alsterhof. Die Umstellung von der Muskelarbeit zur maschinellen Bewirtschaftung war eine unglaubliche Aufgabe. Der Kuhstall wurde von 7 auf 66 Kühe aufgestockt. Mit der Aufgabe des Stalles endete auch seine Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender bei der Molkerei. 
Wie sehr sich Heinz Krawinkel auch dem einheimischen Leben verantwortlich fühlt, dokumentiert seine Mitgliedschaft in der Feuerwehr, dem Sportverein, dem Schützenverein und der Kyffhäuserkameradschaft. Bei den Jahreshauptversammlungen sieht man ihn immer wieder gern.

Immer schon politisch interessiert, trat er 1953 dem CDU-Ortsverband bei. Seine aktive politische Karriere begann 1975, als er nach der kommunalen Neugliederung zum Vorsitzenden der Ortsunion (1975-1981) und des Stadtverbandes (1975-1988) gewählt wurde. 1975 war besonders schwierig die Zusammenführung der 12 bisher politisch selbstständigen Gemeinden. Da seine politische Arbeit sehr geschätzt und anerkannt wurde, wählte man ihn nicht nur zum Fraktionsvorsitzenden und Mitglied des Rates der Stadt Borgentreich, sondern auch zum Mitglied im Kreistag. Gut in Erinnerung ist ihm die enge Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern Bernhard Temme und Meinolf Michels geblieben. Im Kreistag, dem er bis 1989 angehörte, gab es allerdings häufiger Auseinandersetzungen mit dem damaligen Oberkreisdirektor Paul Sellmann. Besondere Höhepunkte waren die 1100-Jahr-Feier von 1990, und 1983 nach vier langen Jahren die Beendigung der Auseinandersetzung mit der Stadt um das Gliedervermögen Bühne. Besonders schmerzlich war, dass die 7 ehemaligen Warburger Kreistagsabgeordneten in ihrem Bemühen über den

 Kreissitz Brakel überstimmt wurden. Noch schlimmer war der Beschluss des Rates, Bühne zu schließen und die Kinder in Manrode zu beschulen. Bemerkenswert waren in Bühne: der Neubau der Halle, des Sportplatzes, der Dorfstraßen und der Kanalisation, der Wasserleitung, des Kindergartens, der Friedhofshalle und nicht zuletzt die Erweiterung der Siedlung.
Seine Tätigkeit im Kirchenvorstand unter vier Pastoren bezog sich u. a. auf die Restaurierung der Kirche ( neue Decke und neues Dach) und Neubau der Pastorat. Die Mitgliedschaft im Kreissaatbauverein und im Vorstand der Kreisviehzüchtervereinigung waren zur Weiterentwicklung der Zuchterfolge besonders wichtig.

Zerstreuung, Ruhe und Entspannung fand und findet Heinz Krawinkel bei der Jagd in den heimischen Wäldern. Doch er wäre nicht er, wenn er nicht auch dieses Hobby ohne persönliche Verantwortung betrieben hätte. So übernahm er von 1966 bis 1993 den Posten des Hegeringsleiters. Sein besonderes Interesse an der sozialen Entwicklung fand 30 Jahre seinen Niederschlag als Arbeitsrichter in Paderborn und runden das Lebenswerk eines Mannes ab, dem in Anerkennung seiner großen Verdienste 1989 das Bundesverdienstkreuz überreicht wurde. 

 

Wie oben schon erwähnt, endet mit diesem Bericht die Reihe "Bühner des Monats". Wir bedanken uns bei den beteiligten Personen für die angenehme Zusammenarbeit. Im nächsten Monat werden wir mit einer neuen Serie starten. Bis dahin wünschen wir allen Besuchern der Bühner Seite ein friedliches Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr.
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