Martin Dewender

August 2002
Martin Dewender

Als wandelndes Lexikon mit allen Antworten, die persönliche Daten der Bühner (Geburtstage) oder sonstige Höhepunkte des dörflichen Gemeinschaftslebens betreffen, erweist sich der am 31. 3. 1929 in Bühne geborene Martin Dewender. Auf die Frage, wie man die in seinem Alter normalerweise auftretenden Gedächtnislücken erfolgreich vermeiden kann, antwortet der Bühner des Monats August: "Ich habe mich bis auf den heutigen Tag immer für die Menschen und Besonderheiten unseres Dorfes interessiert. Das ist das ganze Geheimnis."
Seine Bühner Schulzeit von 1935 - 1943, die nach seiner Darstellung von schönen und schweren Jahren geprägt war, fiel in den Ausbruch des 2. Weltkrieges im Jahre 1939: "Da die Männer im Krieg waren, mussten wir in der Landwirtschaft sehr viel helfen." Sofort nach seiner Schulentlassung am 26. 3. 43 begann er am 1. 4. 43 als Knecht bei "Bökers". Abwechslung boten 1944 seine beiden Aufenthalte im Lager der Hitlerjugend in Warburg und in Augustdorf. In diesem Jahr wurde auch sein Vater Wilhelm Dewender Bürgermeister von Bühne. An das Kriegsende 1945 kann er sich noch gut erinnern: "Ich bin in einem amerikanischen Auto durch Bühne mitgefahren und habe als ersten farbigen Menschen meines Lebens einen amerikanischen Soldaten in der Villa Rothenburg gesehen."

Martin Dewender am Arbeitsplatz

Am 1. November 1945 begann er als Gemeindearbeiter seines Heimatdorfes und denkt zurück: "Das war eine schwere körperliche Handarbeit, denn es standen kaum arbeitserleichternde Maschinen zur Verfügung. Wir haben die Kanalisation auf dem Bind durchgeführt, das Kirchendach repariert, im Steinbruch und im Wald gearbeitet und die Straßen im Evershagen und Milchweg fertig gestellt. Nebenbei habe ich noch beim Dreschen geholfen und schwere Kornsäcke geschleppt."
Die Heirat mit Grete Fricke im Jahr 1954 veränderte nicht nur seine privates, sondern auch sein berufliches Leben. Das seit 1950 bestehende Cafe´ Fricke ist in dieser Zeit in eine Gaststätte umgewandelt worden. Ab dieser Zeit wurden auch die Schenken bei den Bühner Heimatfesten übernommen. Neben der Gastwirtschaft arbeitete Martin Dewender auch noch im landwirtschaftlichen Betrieb. Im Jahre 1963 wurde die Gaststätte renoviert und mit dem großen Anbau Raum für Versammlungen geschaffen. 1972 ist die Gastwirtschaft auf den Hotelbetrieb erweitert und für Urlaubsgäste vor allem aus dem Ruhrgebiet interessant geworden. Seiner Pflege von Kontakten ist es zu verdanken, dass seine Gäste treu waren und jahrelang das Haus besuchten. Als Beispiel kann Frau Thiemann aus Wuppertal angeführt werden. Ihre Familie mit den Enkelkindern fühlt sich seit über 30 Jahren immer wieder wohl bei der Familie Dewender in Bühne. Schon seit 1968 besucht die Familie Steinhaus aus 

Beim Kaffeetrinken am Sonnenhof

Hagen das Haus Dewender. Doch auch internationale Kontakte nach England, USA, Polen und Frankreich wurden geknüpft und gepflegt. Hier sei insbesondere die Bekanntschaft zum ehemaligen englischen Piloten der Royal Air Force Douglas Truscott erwähnt. Dieser wurde 1943 auf dem Wege zum Luftangriff auf Kassel abgeschossen. Er sprang im letzten Moment ab, landete im Bühner "Kohl", übernachtete bei Wiegand im Eichhagen und geriet dann in Gefangenschaft. 
Douglas Truscott ließ es sich nicht nehmen, die Stätten seiner Vergangenheit und Martin Dewender in Bühne zu besuchen.
Seit 1977 führt Martin Dewender Schüler- und Goldkommuniontreffen durch. Für viele Besucher aus den entferntesten Gebieten des gesamten Bundesgebietes bieten diese Veranstaltungen eine willkommene Gelegenheit, ehemalige Mitschüler wieder zu sehen, die man jahrzehntelang aus den Augen verloren hatte.
Unvergessen blieb auch die Begegnung mit Toni Turek, dem Torwart der legendären deutschen Mannschaft des Fußballweltmeisters von 1954. Der Torhüter der Düsseldorfer Fortuna hielt sich 1979 in der Weserbergland-Klinik in Höxter auf und wurde von Martin Dewender nach Bühne eingeladen. Aus erster Hand konnte das staunende Bühner Publikum erfahren, wie es war, als der Held von Bern die verzweifelten Angriffe der Ungarn abwehrte und Herbert Zimmermann in seiner wohl berühmtesten Radioreportage voller Begeisterung rufen ließ: "Unser Toni hat wieder gehalten. Toni, du bist ein Fußballgott." 
Auch im Bühner Vereinsleben spielt Martin Dewender eine große Rolle. So gehört er seit 1945 dem Sportverein, seit 1946 der Feuerwehr und seit 1949 dem Schützenverein an.

Bierpavillon zu 1100-Jahr-Feier 

Als seine Frau Grete 1965 Bühner Schützenkönigin geworden war, unterstützte Martin sie mit seiner Hofstaatteilnahme. 1970 stiftete er gemeinsam mit seinem Bruder Willi die neue Schützenfahne und organisierte Treffen der ehemaligen Könige und Königinnen. 1999 erstellte er einen Schützenkrug zum Jahrhundertwechsel. Im Jahr 2000 übergab er dem Schützenverein einen Schützenbildband, der alle Schützenfestregenten mit dem dazugehörigen Hofstaat seit dem Jahr 1900 zeigt. 2001 wurde dem Schützenverein von Martin Dewender ein großes Fotoalbum zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr wurden von ihm im Rahmen des Frauenkaffees alle noch lebenden Schützenköniginnen geehrt.
Doch nicht nur der Schützenverein profitiert von dem Engagement des Bühners des Monats August:
In den Jahren von 1980 bis 1981 organisierte er den Schutzhüttenbau und führte ihn aus.
Am 28. 4. 1990 stiftete er den Feuerwehren der Stadt Borgentreich eine gusseiserne Gedächtnistafel für das Feuerwehrerholungsheim in Bergneustadt. Zum 75-jährigen Bestehen der freiwilligen Feuerwehr Bühne übergab Martin Dewender 1998 eine Holztafel, die im Feuerwehrgerätehaus hängt.
Im Jahr 1990 half er bei der Organisation der 1100-Jahrfeier mit. Er ließ Biergläser und Teller mit Bühner Motiven herstellen, organisierte Luftballonwettbewerbe für die Kinder, wirkte als Nikolaus im Kindergarten, zeigte ein gutes Herz für sie und stiftete bei den Veranstaltungen Eis für alle.

Plauderei mit Ingrid Olmert und "Backes Jupp"

Weiterhin organisierte er Wanderungen, Gedenkandachten und suchte den dicksten Bühner Baum (eine Weide im Sonnenhof der Familie Roeper, die aber jetzt leider durchgebrochen ist).
Erfreulich ist, dass Martin Dewender sein Organisationstalent und die Fürsorge für die Gemeinschaft auch an seine Kinder Eva und Martin weitergegeben hat, denn beide sind auf vielfältige Weise in verschiedensten Vereinen des Dorfes aktiv.
Für einen Besuch bei ihm muss man sich viel Zeit mitnehmen, denn seine Quellen sind unerschöpflich. Neben Gedichten, alten Zeitungen bis 1860, alten Glückwunschkarten, Wappen der Spiegels, unzähligen Bildern, Liedern und Versen zeigt die nachfolgende Liste seiner Aktionen und Spenden, dass wir alle uns noch eine langjährige Fortsetzung des Schaffens von Martin Dewender erhoffen.

 

 

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