Der Prinz 2010: Markus Müller mit seinen Funkenmariechen. |
Natürlich war auch der je nach Auslegungssache wunder- oder grauenvolle
Winter des Jahres 2010 beim Bühner Karnevalsumzug ein Thema. Wer kann sich noch
daran erinnern, dass Nebenstraßen wie etwa der Winterweg oder der Evershagen
für den allgemeinen Verkehr unpassierbar waren? So griffen verschiedene Wagen
den aus Geldknappheit eingeschränkten Räumdienst und das fehlende Streusalz
als Motiv auf. Vielleicht müssen ja bald tatsächlich Elefanten im Winter
eingesetzt werden, um uns von Bühne nach Natzungen zu bringen.
Eine gute Nachricht gab es für die Gästebuchkritiker der Bühner Seite schon
vorab: Die Feuerwehr hatte tatsächlich bunte Glühlampen in der Alsterhalle
aufgehängt. So konnten die Nörgler ihre Antidepressivpillen gleich in der
Tasche lassen und einen stimmungsvollen Karnevalsabend genießen. Nach ihrer
Beleuchtungskritik werden sie aber wohl völlig außer Rand und Band bei der vom
Schnee optimal ausgeleuchteten Naturkulisse des Bühner Rosenmontagszuges
gewesen sein müssen. Vielleicht gerieten sie ja in eine Art Schunkelrausch oder
in eine echte Schunkelekstase und werden nun (hoffentlich nicht wieder anonym)
darüber berichten und sich bei der Feuerwehr bedanken wollen.
Der Bühner Karnevalsumzug des Jahres 2010 hatte es nun wirklich in sich und bot
jedem etwas. Die Fußtruppen waren einmal mehr kaum zu übertreffen und Markus
Müller als Prinz sorgte mit seinen Funkmariechen dafür, dass eine richtig gute
Stimmung aufkam, die die Kälte vergessen ließ.
Die Motivwagen behandelten die großen und kleinen Ereignisse unserer Zeit:
Abschiedswehmut über den bald scheidenden Bühner Pastor Dr. Freier,
Solar; statt Bullenzucht, die zu kostspielige Kläranlage, Freakstock etc.
Doch man kann auch hoffnungsvoll der Zukunft entgegensehen: Der Motivwagen „Piuntours“
zeigte Wege auf, wie man Bühne attraktiver machen und mit dem Tourismus Geld
verdienen kann. Mallorca war gestern – heute bietet das Bühner
Reiseunternehmen allen Touristen Urlaub mit garantiertem
Gänsehauterlebnisfaktor an.
Einstimmen kann man sich in Dohmanns Borgentreicher Kino mit dem seit Monaten
die Bestenliste anführenden Actionfilm: „Begegnung im Muddenforest“. Danach
dürfen die Besucher zum Muddenhagener Wald joggen. Unterwegs haben sie nur die
je nach der Anzahl der angetroffenen Mist- oder Güllewagen auf jede
Urlaubsperson individuell zugeschnittene Landluftkurtaxe zu zahlen.
Auf dem Wagen der "Piuntours" herrschte ausgelassen Stimmung. |
Bevor jeder Tourist den Wald und später auch den Originalschauplatz betreten
darf, kann er noch den davor herumlungernden Bildzeitungsreportern exklusiv
seine Geschichte verkaufen. Dabei hat er aber nur zwei Möglichkeiten: Nr. 1:
„Der mit dem Wolf tanzt.“ Nr. 2: „Von der Bestie zerfetzt.“ Dann
schlägt die Stunde der Wahrheit. Der Urlaubsgast erscheint im Wald. Dort
entscheidet sich der Wolf je nach seiner Laune für die Nr. 1 oder die Nr. 2.
Für diesen Wahnsinnsnervenkitzel wird jeder Tourist sein Geld und sein letztes
Hemd in Bühne oder Muddenhagen lassen und niemals verstehen können, wie er
jemals in seinem Leben Spießerferien am Ballermann machen konnte. Muddenhagen
wäre längst in Wolfhagen umbenannt worden, wenn es das nicht schon längst
gäbe.
Da die Menschen unmittelbar vor ihrem mutmaßlichen Ableben den kirchlichen
Beistand besonders suchen, werden die Gottesdienste in Muddenhagen und Bühne
überfüllt sein. Papst Benedikt wird dann zu uns kommen, um dem erfolgreichsten
Pastor Deutschlands die 20-jährige Vertragsverlängerungsurkunde persönlich
auszuhändigen.
Da der Wolf nicht selten Lust auf die Variante Nr. 2 verspürt, wird es bei den
unzähligen Touristen naturgemäß eine immer größer werdende Anzahl allein
erziehender Mütter geben. In Erziehungsfragen könnten diese dann hin und
wieder etwas überfordert sein. Aus diesem Grunde hilft nur die Rundumbetreuung
einer Ganztagsschule. Der Wolf legt Wert darauf, dass die neue Schule in
Waldnähe liegen muss. So wird dann bald auf dem Schulgelände der ehemaligen
Manroder Schule die neue Lupusganztagsgrundschule eingeweiht werden. Damit
gehören die Schulstreikfolgen nun endgültig der Vergangenheit an. Wenn dem
Wunsch des Wolfes nämlich nicht entsprochen wird und nicht alle Kinder aus
Manrode, Bühne und Muddenhagen gemeinsam seine Schule besuchen, dann kann er
auch gegenüber den einheimischen Bewohnern schon einmal seine Nerven verlieren
und ganz schön ungemütlich werden. Bevor es aber dazu kommt, wird er zunächst
einmal zum Ehrenbürger ernannt.
Vor dem Umzug musste der Straßenrand von
den |
Nicht ohne Stolz trägt er dann bei seinem Tagwerk den vom Schützenverein
gestifteten großen Piunorden am Bande.
Jedenfalls landeten die Muddenhagener mit ihrem Wolf-Thema und die Bühner mit
ihrem Piuntours-Wagen die Hits des Bühner Rosenmontagsumzuges. Dafür ein
herzlicher Dank. Auch den Bühner Musikern gebührt einmal mehr Dank und
Anerkennung. Das größte Lob verdienen aber zweifellos die Mitglieder der
Feuerwehr. Sie räumten vor dem Umzug den Schnee an allen Gefahrenpunkten von
der Straße. Nur so konnte der Umzug überhaupt starten. In Willebadessen fiel
der Zug aus diesem Grunde aus.
Am Ende sollte auch nicht vergessen werden, dass bei dem Kostümwettbewerb am
Samstag in der Alsterhalle das Publikum von den angebotenen Kostümen begeistert
war. Sieger wurden die Geishas und die Samurai. Den zweiten Preis gewannen die
Frauen, die sich als Haribo-Konfekt verkleidet hatten. Den dritten Platz
erreichten die als Eifeltürme verkleideten Besucherinnen.
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